2.2 Basisfahrzeug

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Fragestellungen zur Auswahl des richtigen Basisfahrzeugs

Bevor du nun deinen Traum-Camper mithilfe eines Grundrissplans (und vielleicht sogar eines 3D-Modells) zum Leben erweckst, musst du dich entscheiden, welches Basisfahrzeug die Grundlage für deinen zukünftigen Camper bilden soll. In diesem Kapitel möchten wir dir einige Punkte vorstellen, die diese Entscheidung direkt beeinflussen und über die du dich im Voraus Gedanken machen solltest.

 

1. Reines Urlaubsauto oder auch als Alltagsauto nutzbar?

Als Erstes solltest du überlegen, ob du deinen Camper nur als Urlaubsauto nutzen möchtest oder ob du ihn auch im Alltag verwenden willst oder sogar musst, aus finanziellen Gründen beispielsweise. Selbst wenn es nicht dein Hauptauto ist und du es nur als Zweitfahrzeug nutzt, gibt es im Alltag einige Dinge zu beachten. Ein wichtiger Punkt ist die Höhe und Länge des Fahrzeugs. Wenn dein Basisfahrzeug eine Höhe von über 2 Metern hat, passt es nicht mehr in die meisten Tiefgaragen. Selbst wenn dein Basisfahrzeug unter 2 Metern liegt, musst du bedenken, dass zusätzliche Aufbauten wie Photovoltaikmodule, Dachfenster oder Entlüftungsanlagen die Gesamthöhe nachträglich erhöhen können. Auch die Länge des Fahrzeugs ist ein relevanter Faktor für die Alltagstauglichkeit. Man kann sich vorstellen, wie schwierig die Parkplatzsuche in dicht besiedelten Stadtvierteln sein kann, wenn man bereits mit dem Hauptauto, wie zum Beispiel ich mit meinem relativ kleinen 1er BMW, Probleme hat, einen Parkplatz zu finden.

 

2. Welche Art von Urlaub möchtest du mit deinem Camper machen?

Eher Campingplätze oder eher Freistehen?

Wenn du deinen Transporter zum Camper umbaust, hast du wahrscheinlich bereits Erfahrungen mit Camperurlauben gemacht und hast eine Vorstellung davon, welche Art von Urlauben du mit deinem Camper unternehmen möchtest. Dennoch empfehle ich dir, diesen Punkt noch einmal genau zu durchdenken, bevor du zuschlägst und ein entsprechendes Basisfahrzeug kaufst. Wenn du eher Campingplätze ansteuerst und somit problemlos auf Toilette und Dusche verzichten kannst, könnte ein kleineres Basisfahrzeug wie ein VW Bus oder ein Citroen Jumper/Spacetourer für dich in Frage kommen. Wenn du jedoch auch öfter abseits jeglicher Zivilisation längere Zeit frei stehen möchtest, solltest du ein größeres Basisfahrzeug in Erwägung ziehen, wie beispielsweise die Modelle Fiat Ducato, Peugeot Boxer oder Citroen Jumper (die baugleich sind). 

 

Welche Größe sollte dein Basismodell haben?

Auch die Innenhöhe spielt eine entscheidende Rolle. Wenn du hauptsächlich im Sommer unterwegs bist und dich größtenteils draußen aufhältst und das Fahrzeug nur zum Schlafen nutzt, ist es schöner, in deinem Camper aufrecht stehen zu können. Wenn du jedoch aufgrund schlechten Wetters mehrere Tage im Camper verbringen musst oder möchtest (was definitiv auch seine Vorzüge hat!), solltest du darauf achten, dass du und alle anderen Mitreisenden im Camper aufrecht stehen können.

Das bringt mich direkt zur dritten Dimension deines Campers: die Breite. Ich bin selbst 1,80 Meter groß. Die bereits erwähnten Modelle Ducato, Boxer und Jumper bieten eine Breite, in der man als 1,80 Meter großer Mensch quer schlafen kann. Ein direkter Vorteil dieser Schlafposition ist, dass weniger Innenraum für das Bett benötigt wird.

Die Größe deines Fahrzeugs spielt natürlich nicht nur im Alltag eine Rolle. Wenn du gerne in Städte reist, werden dir vor allem in südeuropäischen Gefilden immer wieder die engen Gassen und Straßen Probleme bereiten, wenn dein Camper einfach nicht mehr hindurch passt.

 

Fazit

Generell solltest du bereits jetzt darüber nachdenken, was dein Camper für dich grundsätzlich darstellen soll. Soll es “nur” ein geräumigeres Fahrzeug sein, in dem man auch mal eine Nacht verbringen kann, oder eher eine Art vollwertige Ersatzwohnung, wie es ein voll ausgebauter Camper definitiv sein kann? Für uns war es wichtig, dass unser Camper letzteres ist und wir unterwegs auf nichts verzichten müssen, was wir im Alltag zu Hause täglich nutzen. Konkret bedeutete das für uns, dass wir ein Basisfahrzeug wollten, das ausreichend Platz für Bett, Küche, Dusche/WC und einen Essbereich bietet. Und natürlich sollte man sich auch noch umdrehen können.

Beachte bereits hier, dass die Wahl deiner Ausstattung relevant für eine spätere Wohnmobilzulassung ist. Fehlen bestimmte Ausstattungsmerkmale wie Küche oder Esstische, kannst du deinen Camper nicht als Wohnmobil sondern nur als Transportfahrzeug zulassen, was in den allermeisten Fällen teuerer ist. Alle Infos zum Thema Zulassung findest du übrigens am Ende des Buches.

Info für alle, die vielleicht mal einen Kindersitz am Beifahrersitz mitnehmen wollen : Bei älteren Fahrzeugen kann es sein, dass der Beifahrerairbag nicht deaktivierbar ist. Das hat zur Folge, dass du auch keinen Kindersitz auf den Sitz stellen kannst. Überprüfe das vor dem Kauf!

3. Wieviel Geld kannst bzw. möchtest du ausgeben? Was sind sind die Stellhebel für dein Budget?

Größe deines Campers

Lasst uns bei diesem Punkt mit der Größe deines Campers beginnen. Grundsätzlich gilt: Je größer der Camper, desto höher sind die “Nebenkosten” während deines Urlaubs. Insbesondere ab einer Länge von 6 Metern steigen die Kosten für Fährüberfahrten in den meisten Ländern erheblich an, da man oft als Güterverkehr abgerechnet wird. Auch auf Campingplätzen gilt die Logik: Je weniger Platz du und dein Camper benötigen, desto günstiger ist die Stellplatzmiete.

 

Anschaffungspreis des Basismodells

Ein wesentlicher Faktor in Bezug auf die Kosten ist natürlich der Anschaffungspreis. Hier hast du vor allem bei der Motorisierung, dem Kilometerstand und dem Alter des Fahrzeugs Spielraum, um den Preis zu beeinflussen. Auch Sonderausstattungen wie eine Rückfahrkamera können den Anschaffungspreis beeinflussen, wenn auch nicht so stark. Natürlich gilt auch hier die Logik: Je mehr Ausstattung das Basismodell bereits hat, desto weniger musst du später nachrüsten oder teure Nachrüstungen durchführen. Vor allem eine vorhandene Rückfahrkamera wirst du später definitiv zu schätzen wissen!

 

Kilometerstand und Alter deines Basismodells

 

Wenn du ein begrenztes Budget hast, neigst du vielleicht dazu, ein Basisfahrzeug mit höherem Kilometerstand oder höherem Alter anzuschaffen. Hier ist mein Tipp: Achte eher auf das Alter als auf die Kilometer. Zum einen ist mittlerweile bekannt, dass insbesondere Dieselfahrzeuge oft eine hohe Kilometerleistung erreichen können, bevor es zu Motorproblemen kommt, es sei denn, sie wurden ständig im Stop-and-Go-Verkehr eingesetzt. 

Zum anderen weisen ältere Fahrzeuge oft bereits erste Anzeichen von Rost auf. Und Rost ist nicht gut für deinen Camper. Im Kapitel zur Rostbehandlung erfährst du zwar, wie du vorhandenen Rost entfernen kannst oder wie du ihn gar nicht erst entstehen lässt, jedoch ist dies sehr zeitaufwändig und es besteht die Gefahr, dass du viele Stellen übersiehst, an denen sich der Rost unbemerkt weiter ausbreiten kann. Den Kampf gegen Rost solltest du keinesfalls aufnehmen. Doch nicht nur das Alter kann auf Rost hinweisen. Wir hatten uns einen nur 3 Jahre alten Ducato angesehen, der zuvor als Fahrzeug für eine Gärtnerei genutzt wurde. Offenbar wurden häufig feuchte Erde und Pflanzen transportiert, denn das Fahrzeug war hinter der Innenverkleidung von Rost befallen. Daher hier noch ein weiterer Tipp: Frage den Vorbesitzer während der Fahrzeugbesichtigung immer, ob du einen kurzen Blick hinter die eventuell vorhandene Innenverkleidung werfen kannst

Achte zuerst auf Rost und Vorgeschichte des Fahrzeugs, dann auf den Kilometerstand!

Motorisierung deines Basismodells

Ein weiterer effektiver Einflussfaktor auf dein Budget ist die Motorisierung. Hier ist ein Tipp: Wenn du bei der Probefahrt das Gefühl hast, dass die PS gerade ausreichend sind, dann suche nach einem Modell mit etwas mehr PS. Der Ausbau des Campers allein wird das Gewicht um mehrere hundert Kilogramm erhöhen. Wenn du dann noch Lebensmittel, Gepäck und ähnliches einplanst, wirst du froh sein, wenn dein Camper über etwas mehr PS verfügt.

 

Generell rate ich von Unfallfahrzeugen ab, sofern dir dies überhaupt mitgeteilt wird. Es ist immer ratsam, einen sachkundigen Freund oder Bekannten mitzunehmen, der möglicherweise besser beurteilen kann, ob es sich um einen Unfallwagen handelt oder ob ungewöhnliche Geräusche hörbar sind. Außerdem sehen oder hören vier Augen bzw. Ohren mehr als zwei. Kurz vor dem Kauf haben wir übrigens bei CarVertical die Fahrzeugidentifikationsnummer (VIN für Vehicle Identification Number) unseres zukünftigen Fahrzeugs eingegeben. Diese Plattform verfügt über eine umfangreiche Datenbank, die unter anderem auf der Auswertung von Werkstatt-Diagnoseprotokollen basiert. Daraus kann man gut ablesen, ob beispielsweise Reparaturen verschwiegen wurden oder ob der Kilometerstand manipuliert wurde. Mit etwas Glück findest du Daten zu deinem Fahrzeug, und in den allermeisten Fällen sind sie auch positiv!

 
Fazit

Abschließend empfehle ich dir folgende Vorgehensweise bei der Budgetfrage: Suche in Online-Portalen nach einem Camper, der deinen Vorstellungen entspricht und bereits “schlüsselfertig” ist. Notiere dir die Preise, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel ein fertig ausgebauter Camper kostet. Suche dann nach dem zugrundeliegenden Basisfahrzeug und notiere auch hier die Preise. Bedenke, dass ein typischer Ausbau dich etwa 8.000 € bis 20.000 € kosten kann. Füge diesen Wert entsprechend deinen persönlichen Vorlieben hinzu. Entscheide dann, ob der Preisunterschied es für dich attraktiv macht, das Fahrzeug zu kaufen. Es mag viel Arbeit erfordern, aber erfahrungsgemäß ist der Preisunterschied zwischen einem selbstausgebauten Fahrzeug und einem “schlüsselfertigen” Camper enorm! Übrigens, um dir einen besseren Überblick über die ungefähren Ausbaukosten zu verschaffen, stellen wir dir gerne gegen eine geringe Gebühr unsere detaillierte Einkaufsliste mit allen verwendeten Produkten zur Verfügung. Die Liste enthält auch Links zu den Websites, auf denen du die Produkte direkt bestellen kannst, wie zum Beispiel Amazon:

Die gängigsten Basisfahrzeuge

Nachdem du nun eine klarere Vorstellung davon hast, welche Art von Urlauben du mit deinem Camper planst und wie sich dies auf dein Budget auswirkt, möchte ich dir in diesem Abschnitt einen kurzen Überblick darüber geben, wie du das passende Basisfahrzeug für dich finden kannst. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist erneut die Größe. Glücklicherweise verwenden die meisten Hersteller das LXHX-Format zur Angabe der Fahrzeuggrößen. Leider sind die dahinterliegenden Längen nicht immer einheitlich. Dies trifft jedoch weitgehend auf die baugleichen Modelle Peugeot Boxer, Fiat Ducato und Citroën Jumper zu (Angaben in Millimetern):

L1H1L2H1L2H2L3H2L3H3L4H2L4H3
Innenlänge2670312031203705370540704070
Außenlänge4963541354135998599863636363
Innenbreitealle 1870
Außenbreitealle 2050
Innenhöhe1662166219321931252219322522
Außenhöhe2245224525222522276025222760
Breite Radkästenalle 1422

Die Größentabelle habe ich aus verschiedenen Quellen im Internet zusammen gesucht. Beim Fiat Ducato gibt es zum Beispiel auch noch eine Maxi Variante, bei der die Angaben etwas abweichen. Auch sonst kann es sein, dass bei bestimmten Varianten die Angaben in der Tabelle nicht immer übereinstimmen. Von daher überprüfe die Angaben exakt für dein eigenes Modell vorher nochmal genau.

Musst du nicht wissen, schadet aber nicht

Beim Kauf eines Transporters, der zu einem Camper umgebaut werden soll, ist es wichtig, auf mögliche Rostprobleme zu achten. Transporter sind in der Regel robuste Fahrzeuge, aber bestimmte Bereiche sind anfälliger für Rost als andere. Hier sind einige versteckte Stellen, an denen Transporter häufig von Rost betroffen sein können:

  1. Radkästen: Rostbildung tritt oft in den Radkästen auf, da sie ständig den Elementen ausgesetzt sind und Steinschlägen ausgesetzt sein können.

  2. Unterboden: Der Unterboden des Transporters ist anfällig für Rost, insbesondere wenn das Fahrzeug in salzigen oder feuchten Umgebungen eingesetzt wird. Achten Sie auf rostige Stellen unter dem Fahrzeug.

  3. Türen und Schiebetüren: Die Türen, insbesondere die unteren Bereiche, können anfällig für Rost sein, da sie oft Wasser und Schmutz ausgesetzt sind. Überprüfen Sie den unteren Teil der Türen sorgfältig auf Anzeichen von Rost.

  4. Laderaum: Wenn der Transporter für den Gütertransport verwendet wurde, kann der Laderaum Roststellen aufweisen, insbesondere an den Übergängen zwischen dem Boden und den Seitenwänden.

  5. Kotflügel: Die Kotflügel können anfällig für Rost sein, insbesondere in Bereichen, in denen Schmutz und Feuchtigkeit eindringen können.

  6. Dach und Dachkanten: Rostbildung kann auch an den Dachkanten auftreten, insbesondere wenn die Abdichtung beschädigt ist und Wasser eindringen kann. Überprüfen Sie das Dach sorgfältig auf Anzeichen von Rost.

Es ist ratsam, den Transporter vor dem Kauf gründlich zu inspizieren und idealerweise einen Fachmann hinzuzuziehen, um sicherzustellen, dass keine schwerwiegenden Rostprobleme vorhanden sind. Rost kann nicht nur die Struktur des Fahrzeugs beeinträchtigen, sondern auch zu erheblichen Reparaturkosten führen.

Hier ist ein kurzer Überblick über einige Basisfahrzeuge, die häufig für den Umbau zum Camper genutzt werden, abgesehen von den bekannten Modellen Peugeot Boxer, Fiat Ducato und Citroën Jumper:

  1. Mercedes-Benz Sprinter: Der Sprinter ist ein beliebtes Basisfahrzeug für Camper-Umbauten. Er bietet eine gute Zuverlässigkeit, eine breite Modellauswahl und verschiedene Aufbauoptionen.

  2. Ford Transit: Der Ford Transit ist ein weiteres häufig verwendetes Fahrzeug für Camper-Umbauten. Er ist in verschiedenen Größen und Ausstattungsvarianten erhältlich und bietet solide Leistung und Zuverlässigkeit.

  3. Volkswagen Crafter: Ähnlich wie der Sprinter ist auch der VW Crafter ein beliebter Kandidat für Camper-Umbauten. Er bietet eine gute Auswahl an Modellen, eine solide Verarbeitungsqualität und verschiedene Aufbauoptionen.

  4. Iveco Daily: Der Iveco Daily ist ein robustes Nutzfahrzeug, das auch als Basis für Camper-Umbauten verwendet wird. Er bietet eine hohe Tragfähigkeit, gute Geländetauglichkeit und eine breite Palette von Modellvarianten.

  5. Ford Transit Custom: Der Ford Transit Custom ist eine kompaktere Variante des Ford Transit und eignet sich gut für kleinere Camper-Umbauten. Er bietet eine gute Kombination aus Größe, Wendigkeit und Nutzlast.

  6. Renault Trafic: Der Renault Trafic ist ein vielseitiger Lieferwagen, der sich auch für den Camper-Umbau eignet. Er ist in verschiedenen Größen erhältlich und bietet solide Leistung sowie Komfort.

Es gibt noch viele weitere Basisfahrzeuge, die für Camper-Umbauten genutzt werden können. Die Auswahl hängt von individuellen Vorlieben, Anforderungen und dem verfügbaren Budget ab. Es ist ratsam, verschiedene Modelle zu vergleichen, um das Fahrzeug zu finden, das am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt.

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