4.2 Bodendämmung für deinen Camper

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Viele Camper Ausbauer fragen sich: Sollen wir den Camper Boden dämmen oder nicht? Und wenn ja, mit welchem Material? In diesem Kapitel erfährst du die Antworten auf beide Fragen.

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Solltest du den Camper Boden dämmen oder nicht?

Die Antwort auf diese Frage hängt wieder stark davon ab, was du mit deinem Camper vor hast. Während des Kapitels Auswahl des Basisfahrzeugs hast du dir dazu wahrscheinlich schon Gedanken gemacht. Solltest du wirklich nur in Gefilden unterwegs sein, wo es nachts nicht unter 15 Grad abkühlt kannst du dir eine Dämmung vermutlich tatsächlich sparen. Aber selbst in den wärmeren europäischen Ländern ist dies nicht immer gewährleistet und somit wirst du eine Bodendämmung zu schätzen wissen, wenn dein Camper auch nachts schön warm bleibt. Hier aber erstmal ein paar weitere Szenarien, bei denen du tatsächlich auf eine Bodendämmung verzichten könntest:

Nur dann kannst du auf eine Bodendämmung im Camper verzichten:

  1. Verwendung in wärmeren Klimazonen (wie oben genannt)
  2. Kurzzeitige Nutzung: Wenn du deinen Camper nur für kurze Aufenthalte oder gelegentliche Ausflüge nutzt, kann eine Bodendämmung weniger dringend sein. In solchen Fällen liegt der Fokus eher auf anderen Aspekten des Ausbaus, wie der Möblierung oder der Stromversorgung
  3. Budgetbeschränkungen: Eine Bodendämmung kann zusätzliche Kosten mit sich bringen. Wenn du ein begrenztes Budget hast und andere Prioritäten hast, kannst du vorübergehend auf eine Bodendämmung verzichten. Beachte jedoch, dass dies zu Kompromissen beim Komfort und der Energieeffizienz führen kann.

Wir wollen dir die Dämmung deines Camper Boden dennoch ans Herz legen, hier die Gründe dafür:

Warum du deinen Camper Boden trotzdem dämmen solltest:

  1. Wärmedämmung: Eine Bodendämmung im Camper hilft, die Wärme im Innenraum zu halten und Kälte von außen fernzuhalten. Dadurch wird das Fahrzeug effektiver beheizt und du kannst auch in kalten Jahreszeiten komfortabel reisen.

  2. Energieeffizienz: Durch eine verbesserte Wärmedämmung des Campervans wird der Energieverbrauch der Heizung reduziert, da die Wärme besser im Innenraum gehalten wird. Das führt zu einer längeren Akkulaufzeit oder einer geringeren Belastung des Stromnetzes, falls du angeschlossen bist.

  3. Schallschutz: Eine Bodendämmung reduziert Geräusche von draußen, wie zum Beispiel Straßenlärm oder Regengeräusche. Dadurch wird der Innenraum ruhiger und angenehmer, was zu einer besseren Schlafqualität und einem insgesamt entspannteren Camping-Erlebnis führt.

  4. Komfort: Eine Bodendämmung sorgt für eine gleichmäßigere Temperaturverteilung im Camper und verhindert kalte Füße, da der Boden isoliert ist. Zudem wirkt sie als Polsterung und absorbiert Erschütterungen, was den Komfort beim Gehen und Stehen im Fahrzeug erhöht.

  5. Feuchtigkeits– und Kondensationskontrolle: Eine gut isolierte Bodendämmung schützt vor Feuchtigkeit und Kondenswasserbildung im Innenraum des Campers. Das verhindert Schimmelbildung und Feuchtigkeitsschäden an Bodenbelägen und Möbeln.

  6. Langlebigkeit: Eine Bodendämmung kann den Unterboden deines Campers vor Verschleiß und Feuchtigkeit schützen. Dadurch verlängerst du die Lebensdauer des Fahrzeugs und minimierst Reparatur- und Instandhaltungskosten.

  7. Wertsteigerung: Ein gut isolierter Camper mit Bodendämmung hat in der Regel einen höheren Wiederverkaufswert, da potenzielle Käufer den zusätzlichen Komfort und die Energieeffizienz schätzen.

Wie du siehst, es gibt diverse Gründe für eine Dämmung und wir würden sie die deshalb auch empfehlen, wenn du damit nur in der Karibik rumfahren würdest 😁  Soweit so gut. Nur welches Dämmmaterial für den Camper Boden solltest du nun verwenden. Hier mal eine Übersicht der Möglichkeiten:

Welche Dämm-Materialien gibt es? Eine Übersicht.

  1. XPS, auch “Styrodur” genannt (extrudierter Polystyrolschaum):

    • Vorteile: Hohe Druckfestigkeit, gute Wärmedämmung, wasserabweisend, relativ preiswert, einfache Installation, leicht
    • Nachteile: Umweltbelastung aufgrund von Polystyrol, geringe Schalldämmung, empfindlich gegenüber UV-Strahlung.
  2. Steinwolle:

    • Vorteile: Gute Wärme- und Schalldämmung, nicht brennbar, gute Feuchtigkeitsregulierung, hohe Temperaturbeständigkeit.
    • Nachteile: Hohe Kosten, kann Haut- und Atemwegsreizungen verursachen, geringere Druckfestigkeit, empfindlich gegenüber Feuchtigkeit.
  3. EPS (expandierter Polystyrolschaum):

    • Vorteile: Gute Wärmedämmung, kostengünstig, leichte Installation, wasserabweisend.
    • Nachteile: Geringere Druckfestigkeit, begrenzte Schalldämmung, nicht umweltfreundlich aufgrund von Polystyrol.
  4. Kork:

    • Vorteile: Natürliches Material, gute Wärmedämmung, umweltfreundlich, gute Schalldämmung, angenehmes Gehgefühl.
    • Nachteile: Höhere Kosten, empfindlich gegenüber Feuchtigkeit, geringere Druckfestigkeit, zusätzliche Abdichtung erforderlich.
  5. Holzfaserplatten:

    • Vorteile: Ökologisch nachhaltig, gute Wärmedämmung, gute Feuchtigkeitsregulierung, hohe Druckfestigkeit.
    • Nachteile: Höhere Kosten, geringere Schalldämmung, zusätzliche Abdichtung erforderlich.

Du siehst, du hast eine recht große Auswahl. Wir haben uns letzten Endes für Styrodur entschieden, weil es sehr leicht ist und eine hohe Druckfestigkeit ausweist. Wir wollten auf jeden Fall vermeiden, dass sich der Boden später durchbiegt.

Dämmung des Camper Bodens mit Styrodur

Bevor wir nun die Dämmung verlegen, reinigen wir am besten vorsichtshalber nochmal die freien Karosserieflachen am Boden mit Silikonentferner.  Anschließend können wir den Kleber auftragen. 

Auftragen von Klebstoff auf die freien Flächen des Camper Bodens

Abhängig vom Basisfahrzeug, aber bei den meisten der Fall, wird dein Boden nicht ganz eben sein. Wir machen es analog zu den Latten bei der Unterkonstruktion: Wir tragen den Kleber auf die Erhöhungen auf, nicht auf die Senken: 

Camperausbau_Bodeneinbau_Bodendaemmung_Kleber-auftragen

Styrodurplatten im Verbund in die Bodenunterkonstruktion einlegen

Du erinnerst dich außerdem sicher – es ist erst ein Kapitel her 😁 – dass wir die Latten immer genau im Abstand einer Breite einer Styrodur-Platte verlegt haben. Dies zahlt sich nun aus, weil wir die Styrodurplatten nun längs einfach dazwischen legen können und ggf. nur in der Länge kürzen müssen. Das abgeschnittene Stück bildet dann wiederum den Anfang der nächsten Reihe, man nennt dies im Verbund verlegen.

Camperausbau_Bodeneinbau_Bodendaemmung_Verlegen-im-Verbund

Vorteil dieser Umsetzungsvariante ist, dass unter den Dämmplatten aufgrund der Unebenheit des Karosserie-Bodens nun ein kontinuierlicher Hohlraum ist, welcher zum einen dort Luft zirkulieren lässt und im Worst Case Wass ablaufen lässt. Achte darauf, dass oberhalb – also zwischen Dämmplatten und der späteren Bodenplatte kein Hohlraum entstehen kann. Das tust du indem du nochmal prüfst, ob die Latten und die Styrodurplatten eben sind. 

 

Übergang von Latte zur Dämmung mit Tape abdichten

Zum Schluss solltest du den Übergang von Latte zu Dämmung überall noch mit einem luftundurchlässigen Tape abdichten. Das Abdichten der Übergänge ist sinnvoll, um eventuelle Wärmebrücken zu vermeiden. Indem du die Übergänge abdichtest, verhinderst du das Eindringen von Feuchtigkeit und kalter Luft, was die Effizienz der Isolierung erhöht. Dies hilft, den Innenbereich des Wohnmobils gleichmäßig warm zu halten und Kondensationsprobleme zu vermeiden.

Camperausbau_Bodeneinbau_Bodendaemmung-1

Geschafft! Eine Nacht nun alles gleichmäßig einschweren. Im nächsten Kapitel kommt dann die eigentliche Bodenplatte und der Bodenbelag in deinen Camper rein.

Musst du nicht wissen, schadet aber nicht

Die Begriffe “Dämmung” und “Isolierung” werden oft synonym verwendet, da sie beide den Prozess beschreiben, Wärmeübertragung zu reduzieren. Dennoch gibt es einen subtilen Unterschied zwischen den beiden Begriffen:

Dämmung bezieht sich im Allgemeinen auf den Einsatz von Materialien, um den Wärmefluss zwischen verschiedenen Bereichen zu verringern. Es handelt sich um eine passive Methode, bei der Materialien mit geringer Wärmeleitfähigkeit verwendet werden, um die Übertragung von Wärmeenergie zu verlangsamen. Die Dämmung dient dazu, Wärme im Innenraum zu halten oder von außen fernzuhalten. Dies kann durch die Verwendung von Dämmstoffen wie Schaumstoffen, Mineralwolle, Holzfasern, etc. erreicht werden.

Isolierung hingegen bezieht sich auf den Prozess, bei dem eine Barriere geschaffen wird, um den Wärmefluss zu blockieren oder zu reduzieren. Isolierung kann aktiv oder passiv sein. Bei aktiver Isolierung wird Energie verwendet, um eine thermische Barriere zu erzeugen, wie z.B. bei Kühlschränken oder Klimaanlagen. Passiv isolierende Materialien, wie z.B. Dämmstoffe, fungieren als Barriere, die den Wärmefluss reduziert, ohne zusätzliche Energie zu benötigen.

In der Praxis werden die Begriffe “Dämmung” und “Isolierung” oft austauschbar verwendet, insbesondere im Kontext von Gebäuden und Wohnmobilen. Beide Konzepte zielen darauf ab, den Energieverlust zu minimieren und den thermischen Komfort zu verbessern.

Die Begriffe “Dampfbremse” und “Dampfsperre” beziehen sich auf Materialien, die in der Gebäudeisolierung eingesetzt werden, um die Feuchtigkeitsbewegung zu kontrollieren. Hier ist der Unterschied zwischen den beiden:

  1. Dampfbremse: Eine Dampfbremse ist ein Material, das den Durchtritt von Wasserdampf durch die Bauteile reduziert, jedoch nicht vollständig blockiert. Sie ist so konzipiert, dass sie eine gewisse Diffusion von Feuchtigkeit ermöglicht, um die Feuchtigkeitsbelastung in den Bauteilen auszugleichen. Eine Dampfbremse wird in der Regel auf der warmen Seite der Isolierung platziert, um zu verhindern, dass Feuchtigkeit in die Isolation eindringt und Kondensation verursacht. Typische Materialien für Dampfbremsen sind beispielsweise spezielle Folien oder Dampfbremsbahnen.

  2. Dampfsperre: Eine Dampfsperre ist ein Material, das den Durchtritt von Wasserdampf vollständig blockiert. Sie wird verwendet, um den Feuchtigkeitsaustausch zwischen Bauteilen zu verhindern. Eine Dampfsperre wird normalerweise in Bereichen mit hoher Luftfeuchtigkeit wie Badezimmern oder Küchen verwendet, um sicherzustellen, dass der Wasserdampf nicht in die Bausubstanz eindringt. Typische Materialien für Dampfsperren sind Kunststofffolien oder spezielle Dampfsperrenbahnen mit einer sehr niedrigen Wasserdampfdurchlässigkeit.

In Bezug auf Styrodur handelt es sich bei diesem Material um eine extrudierte Polystyrol-Hartschaumplatte (XPS), die als Wärmedämmstoff verwendet wird. Styrodur hat eine geschlossenzellige Struktur, die eine geringe Wasseraufnahme aufweist und daher als wasserabweisend gilt. Es fungiert als Dämmmaterial, das dazu beiträgt, den Wärmefluss zu reduzieren, aber es ist nicht als Dampfsperre oder Dampfbremse ausgelegt. Daher wird es in der Regel in Kombination mit einer geeigneten Dampfbremse oder Dampfsperre verwendet, um die Feuchtigkeitsbewegung zu kontrollieren und mögliche Feuchtigkeitsprobleme zu verhindern.

Für den Boden im Camper ist es nicht zwingend erforderlich, eine separate Dampfsperre oder Dampfbremse zu verwenden, insbesondere wenn du Styrodur als Dämmmaterial verwendest. Styrodur, das eine geringe Wasseraufnahme aufweist und als wasserabweisend gilt, bietet bereits eine gewisse Feuchtigkeitsbarriere.

In vielen Camperausbau-Projekten wird Styrodur erfolgreich als Bodendämmung verwendet, ohne dass eine zusätzliche Dampfsperre oder Dampfbremse eingesetzt wird. Das liegt daran, dass der Bodenbereich im Camper normalerweise weniger anfällig für Feuchtigkeitsprobleme ist als beispielsweise Wände oder Dächer.

Jedoch ist es wichtig, dass du dennoch auf eine ordnungsgemäße Abdichtung des Bodens achtest, um das Eindringen von Feuchtigkeit von unten zu verhindern. Insbesondere wenn du den Camper in feuchter Umgebung oder unter Bedingungen mit hoher Luftfeuchtigkeit verwendest, ist es ratsam, den Boden sorgfältig abzudichten, um Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden.

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